Artikel aus der Wolfsburger Allgemeineren Zeitung.

Wohnen muss bezahlbar sein – das fordert die Linke und unterstreicht das mit der bundesweiten Kampagne „Miethaie zu Fischstäbchen“. Darüber informierten die Wolfsburger Linken-Politiker am Samstag im Vorsfelder Heidgarten beim Netto-Markt. Das gefiel einigen Männern nicht, angeblich sei der Generator, der den übergroßen Haifischkopf aufblies, zu laut. Sie riefen Polizei samt Ordnungsdienst. Die entschieden: Nichts ist zu laut.

Die Linken ließen sich von dem Störmanöver nicht beeindrucken. Dass die Aktion gerade in der Nähe von Lüneburger Ring und Hermann-Löns-Straße stattfand, war eine bewusste Entscheidung. Dort finden gerade aufwendige Sanierungsarbeiten an den Wohnhäusern statt, was für viel Ärger bei den Bewohnern sorgt und anschließend auch eine saftige Mieterhöhung bringt.

Bewohner werden aus ihrem Viertel gedrängt

„Wir haben den Ort ganz bewusst gewählt, weil hier Menschen wohnen, die nicht unbedingt zu den Großverdienern gehören“, sagt der Wolfsburger Linken-Vorsitzende Ilario Ricci. Er ist selbst im Heidgarten groß geworden. Es sei immer ein Arbeiterviertel gewesen, doch jetzt würden die alten Bewohner „rausgedrängt“, kritisiert Ricci. Das mit anzusehen, tue ihm in der Seele weh.

Um solch eine Verdrängung in Vorsfelde, aber auch anderswo zu verhindern, fordert die Wolfsburger Linken-Bundestagsabgeordnete Pia Zimmermann drei Dinge: einen Mietendeckel, mit dem Kommunen Mietsteigerungen für fünf Jahre unterbinden können, eine Landesbaugesellschaft für sozialen Wohnungsbau. Außerdem die Enteignung von Eigentümern, „die ihre Marktmacht schonungslos ausgenutzt haben“. „Wir wollen den Miethaien die Zähne ziehen“, ergänzt Ilario Ricci.

Ein Mietendeckel ist in Wolfsburg schwer umsetzbar

Ein Mietendeckel sei in Wolfsburg schwer umsetzbar, räumt Ratsherr Bastian Zimmermann ein. Aber sozialen Wohnungsbau voranzutreiben sei möglich. „In jedem Stadtteil sollte es ausreichend erschwingliche Wohnungen geben.“ Es gebe gute Ansätze, zum Beispiel in Detmerode. Zimmermann sieht dabei nicht nur kommunale Wohnungsbaugesellschaften in der Pflicht, sondern auch private Investoren. „Ihnen gegenüber könnte die Stadt selbstbewusster auftreten“, meint Bastian Zimmermann.

Schließlich dürfe es nicht sein, dass Wohnen unerschwinglich werde. Bereits jetzt müssten viele deutsche Haushalte die Hälfte ihres Einkommens für Miete ausgeben. Deutschland liege bei den armutsgefährdeten Ländern europaweit auf Platz 5, so die Linke.

Bericht aus der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung,26.07.2020