Häufig wird der 1. Mai als Tag der Arbeit bezeichnet, tatsächlich ist der 1. Mai ein Tag des Arbeitskampfes. Dieser Feier- und Gedenktag erinnert an die Kämpfe, die Arbeiterinnen und Arbeiter für ihre Rechte schon gefochten haben: für Arbeitszeitverkürzung, höhere Löhne und Mitbestimmung. Und damit erinnert er uns daran, was wir gemeinsam erkämpfen können.

Zur Geschichte des 1. Mais gehört ein Streik in den USA vor 134 Jahren. Arbeiterinnen und Arbeiter kämpften schon damals für den 8-Stunden Tag. 8 Stunden Arbeit, 8 Stunden Freizeit und Erholung, 8 Stunden Ruhe, ein damals revolutionäres Konzept, das jedoch in den folgenden Dekaden in zahlreichen Ländern und Berufsbereichen erkämpft wurde.

Dieses Jahr findet auch der 1. Mai unter dem tiefen Eindruck der Coronakrise statt. Dass er gerade in Zeiten der Krise ein sehr wichtiger Feiertag ist, sehen wir besonders an den Reformen des Arbeitsrechts. Denn was viele vor einigen Wochen noch für schwer vorstellbar gehalten haben, ist im Windschatten dieser Krise von der Regierung durchgesetzt worden: Arbeitszeiten von bis zu zwölf Stunden täglich, sind jetzt in den so hoch gelobten systemrelevanten Berufen wieder möglich.

Bundesgesundheitsminister Spahn feiert sich ja aktuell dafür, dass er die Personaluntergrenzen in der Pflege ausgesetzt hat. Die Personaluntergrenzen waren schon vor der Corona-Krise beschissen. Aber die Aussetzung führt nun zu einer zusätzlichen Belastung der Beschäftigten. So muss sich zum Beispiel eine Pflegekraft im Krankenhaus nicht mehr um 2 Intensivbetten sondern um 5 kümmern. Also die Betten die einer besonders intensiven Betreuung bedürfen. Das ist ein Skandal!

Auch darum muss der Internationale Tag der Arbeit im Jahr der Corona Krise Anlass sein, insbesondere auf die systemrelevanten Berufe aufmerksam zu machen. Egal ob Pflegekräfte, Verkäuferinnen und Verkäufer oder Busfahrerinnen und Busfahrer – in diesen Zeiten zeigt sich, auf wen es wirklich ankommt. Doch die Anerkennung, die diese Berufsgruppen gegenwärtig erfahren, muss sich auch in höheren Löhnen niederschlagen.

Der Einzelhandel beispielsweise ist eine von Teilzeit- und Minijobs geprägte Frauenbranche. Die gering entlohnten Teilzeitarbeitsplätze wirken sich dramatisch auf die spätere Rente der Beschäftigten aus. Zusätzlich verschärft die Tarifflucht der Handelsunternehmen das Risiko der Altersarmut. Nur noch 30 Prozent der Stellen im Handel sind tarifgebunden. Nur noch 30 Prozent der Beschäftigten im Handel sind in Vollzeit beschäftigt.

Die Verkäuferin Farina Kerekes, von der Initiative Handelsaufstand, hat uns ihre Situation geschildert. Farina arbeitet seit fast 6 Jahren im Einzelhandel und gehört zu den 30 Prozent die überhaupt noch tariflich bezahlt werden. Aufstiegschancen hat sie keine mehr. Farina gehört demnach also zur höchsten Einkommensgruppe. Farina bekommt einen Bruttolohn 2550,00 Euro. In Lohnsteuerklasse 1 bleiben ihr davon zum Leben ein Nettolohn von 1650,00 Euro. Wenn 1650,00 Euro die Spitze dessen sind was eine Verkäuferin bekommt, wie stellt sich dann erst die Situation der 70 Prozent dar die nicht tarifgebunden sind? Auf diese Rhetorische Frage gibt es nur eine Antwort: Die Lohngrößen sind ein Skandal!

DIE LINKE kämpft zusammen mit den Gewerkschaften für bessere statt schlechtere Bedingungen ein. Konkret fordern wir 500 Euro mehr Lohn für die systemrelevanten Berufe und einen besseren Personalschlüssel in der Pflege, allgemeinverbindliche Tarifverträge im Einzelhandel, ein Ende der sachgrundlosen Befristung und 13 Euro Mindestlohn.

DIE LINKE setzt sich konsequent für diejenigen ein, die unser öffentliches Leben tagtäglich am Laufen halten – und will diejenigen in die Pflicht nehmen, die vor allem ihr Geld für sich arbeiten lassen. Eine gesellschaftliche Anerkennung der Berufe in der Pflege und im Handel kann Rückenwind geben. Sie wird aber nicht ausreichen, um grundsätzlich etwas zu verändern. Es braucht die Organisation der Beschäftigten, die sich in Gewerkschaft und Partei organisieren.

Solidarität bedeutet miteinander und füreinander einzustehen.